Begrüßung

Vorsitzender der Werner Bergengruen Gesellschaft Eckhard Lange

Vorsitzender der Werner Bergengruen Gesellschaft Eckhard Lange

Eckhard Lange

Meine Damen und Herren,

gestern Nachmittag und Abend habe ich im Kreis der Familie Hoppe so anregende, unterhaltsame Stunden erlebt, dass ich geneigt bin, meine Begrüßung einfach so zu beginnen: Liebe Hoppes! Denn nicht nur Felicitas Hoppe, die Trägerin des Werner-Bergengruen-Preises 2015, ist nach Uelzen gekommen, auch ihre Eltern sind da und ihr Bruder Dr. Ulrich Hoppe, der heute die Laudatio halten wird. Herzlich Willkommen in Uelzen, liebe Familie Hoppe!

Ebenfalls im Familienverbund sind angereist: Maria Schütze-Bergengruen, die Tochter Werner Bergengruens und Vizepräsidentin unserer Gesellschaft, sowie ihre Söhne Lorenz und Luca. Seid gegrüßt!

Im Namen der Werner-Bergengruen-Gesellschaft darf ich Sie alle herzlich im historischen Alten Rathaus begrüßen, mitten in der Stadt, in diesem schönen Saal, den uns freundlicherweise die Kreisvolkshochschule mit ihrer Leiterin Frau Almke Matzker-Steiner zur Verfügung gestellt hat. Vielen Dank, liebe Almke. – Als Repräsentanten der Stadt Uelzen darf ich namentlich unseren Bürgermeister, Herrn Jürgen Markwardt begrüßen. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich sehe auch einige Mitglieder des Rates der Stadt Uelzen, stellvertretend für alle begrüße ich den Vorsitzenden des Sport- und Kulturausschusses, Herrn Fred Müller. Ich begrüße auch Dr. Theo Hölscher, Vorstandsvorsitzender der Uelzener Versicherungen, die für uns dankenswerter Weise den Druck unserer Wein-Geister-Flyer und –Plakate besorgen. Dann begrüße ich als Vertreter der Presse Herrn Frels von der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide und Horst Hoffmann, der in der Samstagsbeilage der AZ, dem Heidewanderer, seit 2009 treu unsere Preisverleihungen dokumentiert.

Von der Jury des Werner Bergengruen-Preises konnte sich diesmal leider keiner frei machen. Aber das Bedauern ist groß, Felicitas Hoppe heute nicht persönlich die Hand schütteln zu können. Svenja Leiber, unsere erste Preisträgerin, muss sich in Berlin ihrer jungen Familie widmen; Wend Kässens moderiert im Augenblick die Verleihung des Kranichsteiner Literaturpreises in Darmstadt; Kurt Drawert, sonst bei seiner Literaturwerkstatt in Darmstadt, hat in der Schweiz zu tun und Tilman Spreckelsen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung muss für eine Publikation – er schreibt an seinem nächsten Storm-Buch – sich an eine Deadline am kommenden Montag halten.

Aber nun sehe ich, liebe Felicitas Hoppe, noch ihren Schriftstellerkollegen Steffen Kopetzky unter den Gästen, unseren Freund aus Baden-Badener Tagen, der erst kürzlich hier in Uelzen aus seinem Erfolgs-Roman „Risiko“ gelesen hat. Prima, dass du es geschafft hast, lieber Steffen !

Meine Damen und Herren, ich habe in der Einladung zu dieser Preisverleihung darauf hingewiesen, dass andere Städte und Landkreise sich mit einem Stadtschreiber-Stipendium für Schriftsteller schmücken, während Uelzen seit 2009 immerhin alle zwei Jahre mit der Verleihung des Werner-Bergengruen-Preises überregional zur Kenntnis genommen wird. Die Werner-Bergengruen-Gesellschaft ist zwar international aufgestellt – es gibt Mitglieder in der Schweiz, in Rom und in Warschau – aber sie ist nicht so potent, den Zweijahres-Turnus für lange Zeit garantieren zu können. Wir sind immer wieder auf Zustiftungen von außen angewiesen. Dieses Jahr ist nun schon zum zweiten Mal Dr. Dirk Ippen unser Sponsor, der Verleger unserer AZ und vieler anderer Tageszeitungen in Deutschland. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet, denn er hat uns im vergangenen Herbst auch bei unserer Tagung in München anlässlich des 50. Todestages von Bergengruen kräftig unter die Arme gegriffen und auch bei der Publikation unseres Periodikums „Bergengrueniana“ geholfen. Leider war es ihm nicht möglich, am heutigen Tag aus München anzureisen, aber er hat uns eine Video-Grußbotschaft geschickt, die wir nachher, wenn es technisch klappt, hier abspielen werden.

Aber nun zur Sache. Zu unserem heutigen freudigen Anlass. Der Werner-Bergengruen-Preis 2015 für Felicitas Hoppe, das, so meinte jemand, könnte für die Büchnerpreisträgerin des Jahres 2012 – Sie wissen, der Georg-Büchnerpreis gilt als die bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung – eigentlich nur ein Nachtisch sein. Die aufrichtige Freude von Felicitas Hoppe, als sie die Nachricht erfuhr, dementierte das. Und als ich ihr Informationen zu Bergengruen anbot, in der Annahme, dass ihre Generation mit dessen Werk nicht mehr so vertraut sei, erntete ich sogar eine kleine Zurechtweisung: Sie benötige dazu keine Informationen, denn sie sei, ihre Eltern stünden dafür, „mit Bergengruen gewissermaßen aufgewachsen“. Und ihr Bruder Ulrich Hoppe habe noch 2006 eine Dissertation über Werner Bergengruen vorgelegt. Jetzt wissen Sie, warum er der Laudator des heutigen Tages ist. Die Dissertation ist als Buch 2007 im Aschendorf Verlag Münster erschienenen und heißt „Zwischen Atum und Moorenland“. Ich habe es durchgearbeitet und kann hier nur sagen: So kritisch Ulrich Hoppe die geschichtstheologische, vorkonziliar-katholische Position Bergengruens hinterfragt, so kompetent macht er gleichzeitig mit den wichtigsten Werken Bergengruens vertraut, mit präzisen Inhaltsangaben und tiefgründigen Deutungen. Ein Buch, das man generell als Einführung in Bergengruen empfehlen kann. Wir können gespannt sein, wie er das Werk seiner Schwester mit dem von Werner Bergengruen zusammen bringt.

Mir fällt es nicht schwer, diese beiden Erzählweisen in einer Tradition zu sehen. Wir haben vergangenen Herbst unsere Tagung in München mit „Werner Bergengruen und die Behauptung der Poesie“ überschrieben. Vor allem Poesie ist es, was für mich Felicitas Hoppes Dichtungen kennzeichnet, eine Poetisierung der Welt – ganz im Sinne von Schlegels „Universalpoesie“, hat sie doch sogar ihre Lebensgeschichte in dem Roman „Hoppe“ mit jener produktiven Einbildungskraft, von der Novalis spricht, poetisiert. Wer den Märchenzauber der gestrigen Lesung noch im Ohr hat, wer das Werk von „Picknick der Friseure“ (1996) bis zu diesem Roman „Hoppe“ (2012) durchschweift, kann für Bergengruen wie Hoppe die gleichen Paten ausmachen, Jean Paul etwa mit seinen ebenso phantastisch-skurillen Ausbuchtungen, sprachlich wie inhaltlich, oder Ludwig Tieck, den Erfinder des romantischen Kunstmärchens: Der blonde Ekbert, Der Gestiefelte Kater, der Rattenfänger von Hameln, letzteres ein Topos, der Bei Felicitas Hoppe, der in Hameln geborenen, immer wieder auftaucht. Oder E.T.A. Hoffmann, über den Bergengruen eine Monographie verfasst hat.

Die Jury des Werner-Bergengruen-Preises hat also wieder einen Glücksgriff getan. Die Werner Bergengruen-Gesellschaft bedankt sich dafür und ist stolz, in der Reihe der Preisträgerinnen und Preisträger nach Svenja Leiber, Peter Kurzeck, Kurt Drawert nun Felicitas Hoppe zu wissen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.