Wein-Geister-Lesungen 2022

Programm des zweiten Halbjahrs 2022

1. September, 19 Uhr im Neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer

Katerina Poladjan liest aus Zukunftsmusik

Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien. Ihr dritter Roman „Hier sind Löwen“ wurde in sieben Sprachen übersetzt, stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und wurde 2021 mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet.

Katerina Poladjan ist eine genaue Beobachterin und Chronistin unserer Zeit und zeigt erneut, wie europäisch die deutschsprachige Literatur sein kann. „Zukunftsmusik“ ist ein zeitloser und humorvoller Roman, der sich der alten und hochaktuellen Frage widmet: „Was also tun?“

Es ist die Geschichte eines Aufbruchs: In der sibirischen Weite, tausende Werst östlich von Moskau, leben in einer Kommunalka auf engstem Raum Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin unter dem bröckelnden Putz einer vergangenen Zeit.

In welcher Ecke meines Zimmers sollte ich denn einsam sein?, fragt Maria Nikolajewna. Ihr Zimmer bewohnt sie mit Mutter, Tochter und Enkelin. In der Küche treffen die Bewohner der Gemeinschaftswohnung aufeinander, jede Partei hat einen Tisch, Länge und Breite sind vorgeschrieben, niemand darf bevorzugt werden. Es gib einen Topf, in dem immer etwas köchelt, immer jemanden, der eine Meinung hat. Janka will hier ein Konzert geben, doch ihre Gitarre ist kaputt und ihr Freund unauffindbar. Großmutter Warwara geht zur Arbeit, obwohl keine Kollegin mehr auf sie wartet. Matwej bricht nach dem Vorfall mit einem Studenten seinen Arbeitstag ab und Maria bewacht im Museum die Vergangenheit. Es ist der 11. März 1985, Beginn einer Zeitenwende, von der noch niemand etwas ahnt.

„Zwischen den geschickt arrangierten Kulissen und Bildvorräten einer großen russischen Vergangenheit leben Menschen in ‚Zukunftsmusik‘ ihr Leben und träumen allesamt von einem anderen“ (Die Zeit)

 

28. September, 19 Uhr im Neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer

Antje Rávik Strubel liest aus Blaue Frau

Antje Rávik Strubel veröffentlichte diverse Romane, sie wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Ihr Roman „Kältere Schichten der Luft“ war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und wurde mit weiteren Preisen ausgezeichnet.

Für ihren neuersten Roman „Blaue Frau“, aus dem sie bei den Wein-Geistern lesen wird, bekam sie den Deutschen Buchpreis 2021.

Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich schon als Kind in die Ferne. Bei einem Sprachkurs in Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Unsichtbar gemacht von einem sexuellen Übergriff, den keiner ernst nimmt, strandet Adina nach einer Irrfahrt in Helsinki. Im Hotel, in dem sie schwarzarbeitet, begegnet sie dem estnischen Professor Leonides, Abgeordneter der EU, der sich in sie verliebt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil.

Strubels gewaltige und kunstvoll komponierte Geschichte über die junge Tschechin Adina ist ein Europaroman über eine Zweiklassengesellschaft, eine queere Ost-West-Geschichte und ein feministisches Menschenrechtplädoyer.

„Genauso souverän wie die Dramaturgie ihres Romans beherrscht Antje Rávik Strubel ihr Personal. Ihr gelingen einprägsame Figuren: Der stolze Leonides, die manipulative Berliner Fotografin Rickie, der hoffärtige Stein, der abgründige Bengel und schließlich die Lichtgestalt Kristina, eine sensible Aktivistin und Parlamentsabgeordnete, die sich auf Wehrhaftigkeit versteht“. (SZ)

 

28. Oktober, 19 Uhr im Neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer

© Gabrielle Strijewski

Henning Ahrens liest aus Mitgift

Henning Ahrens, in Niedersachsen geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt. Für sein literarisches Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen. Für seinen neuesten Roman „Mitgift“, aus dem er bei den Wein-Geistern lesen wird, war er für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert. „Mitgift“ ist ein großer Familienroman, der die Spuren deutscher Geschichte sichtbar macht.

Seit sieben Generationen in Folge bewirtschaften die Leebs ihren Hof in der niedersächsischen Provinz. Schließlich gilt es, das Familienerbe zu bewahren – allen historischen Umbrüchen zum Trotz. Doch über die Opfer, die jeder Einzelne erbringen muss, wird geschwiegen. Henning Ahrens erzählt den Roman einer Familie und entwirft ein Panorama der ländlich-bäuerlichen Welt des 20. Jahrhunderts.

Zum Inhalt:

Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb – ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen Jahren sitzen ließ, um sich die Tochter von Bauer Kruse mit der hohen Mitgift zu sichern. Wilhelm, der als überzeugter Nazi in den Krieg zog und erst nach Jahren der Kriegsgefangenschaft aus Polen zurückkehrte. Der gegen Frau und Kinder hart wurde, obwohl sie jahrelang geschuftet hatten, um Hof und Leben zu verteidigen. Doch nun zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Schmerz ab, der über das Erträgliche hinausgeht. Und Gerda Derking ahnt: Dieser Tragödie sind die Leebs ohne sie nicht gewachsen.

In seiner epischen Familienchronik rückt Henning Ahrens den Verwundungen des vergangenen Jahrhunderts auf den Leib und erzählt ebenso mitreißend wie empathisch vom Verhängnis einer Familie.

„Ein traurig-schöner Familienroman, der zeigt, dass das Erbe der Väter und Mütter bis ins letzte Glied Verwerfungen verursacht. Aber dass auch jeder die Möglichkeit hat oder hätte, mit Mut selbstbestimmt eigene Wege zu gehen.“ (Buchhandlung Graff, Brauchschweig)

 

23. November, 19 Uhr im Neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer

Nicole Seifert liest aus FrauenLiteratur

Nicole Seifert studierte nach ihrer Ausbildung als Verlagsbuchhändlerin Amerikanistik und allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft. Sie promovierte über Aufzeichnungen der Schriftstellerinnen Virginia Woolf, Katherine Mansfield und Sylvia Plath. Sie arbeitet heute als Autorin und Übersetzerin.

Bei den Wein-Geistern wird sie aus ihrem neuen Buch FrauenLiteratur lesen.

Zum Inhalt:

Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüre-auswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen.

Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen.

Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekanntes – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene „Qualität“ ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

„Das ist deshalb ein so wichtiges Buch, weil es weh tut, weil uns vor Augen geführt wird, wie viel wir verpasst haben, wie viele Bücher keinen Platz in unseren Kanon gefunden haben, wie sie von Frauen geschrieben wurden.“ (Zeit Online)

 

 

Programm des ersten Halbjahrs 2022

Mittwoch, 12. Januar 2022, 19 Uhr, Neues Schauspielhaus

G.H.Holländer liest aus Das Triptychon

Am Mittwoch, dem 12. Januar liest um 19 Uhr der Autor G.H. Holländer aus seinem aktuellen Buch „Triptychon“, das drei unabhängig voneinander zu lesende, als Rückblick auf drei Generationen angelegte Texte umfasst: Einen Roman als Mittelbild und zwei Novellen als Seitentafeln; die Stichjahre sind 1938 – 1920 – 1888. Am Anfang steht die 2020 erschienene Novelle „Ein Sommer nach dem Krieg“.

Ein Vater und sein kleiner Sohn fahren mit der weiteren Familie 1938 an die Ostsee, in Zeiten einer ideologischen Pandemie. Die Orte, um die es geht, sind Rostock, Warnemünde und Kopenhagen. Es ist ein Sommer nach dem Krieg, denn dass es ein Vorkrieg ist, mag mancher ahnen, aber wissen kann es noch keiner. Von Warnemünde reist der Vater allein nach Kopenhagen, um dort seinen dänischen Schwager zu treffen, den jüngeren Bruder seiner verstorbenen Frau. Kopenhagen erscheint als Ort einer verblichenen Sehnsucht, an die anzuknüpfen nicht mehr gelingt. Dem Sohn sagt in diesem Sommer die Schwester, dass seine eigene Mutter tot und die andere, von der er sich ungeliebt fühlt, seine Stiefmutter ist. Aber diese Stiefschwester mag er gern. Eigentlich geschieht weiter nichts. Vater und Sohn sprechen nicht über das, was sie jetzt erst recht verbindet.

In der Novelle tritt, mittlerweile selbst Vater geworden, der Sohn auf, der im 2019 zuerst erschienenen Roman „Der eine Sohn“ aus dem Kriegsgefangenenlager in Frankreich ins heimatliche Dorf in der Altmark zurückkehrt, zum Vater, der Pfarrer ist und seit sechs Wochen Witwer.

In der weiteren Novelle, die noch ungedruckt ist, steht mit dem Jahr1888 der junge Pfarrer, Pfarramtskandidat und Student in Halle im Mittelpunkt, der im Roman dann als gealterter Pfarrer Vater auftritt. Der junge Pfarrer hat keinen Vater mehr und lebt bei der Mutter, bis er 1888 heiratet und seine Pfarrstelle bekommt.

Die FAZ befindet, dass so herrlich präzise, einfach und detailgenau das Dorfleben selten beschrieben wurde: Statt Romantik schildere der Autor den Dorfalltag, die Rituale und Konflikte, aber auch den Wandel, der sich in Folge der Modernisierung einschleicht. Auch wird positiv hervorgehoben, wie der Autor die Sprachlosigkeit der Dorfbewohner auch im Verhältnis zwischen Sohn und Vater, dem Pfarrer von Heiligenfelde, widerspiegelt. Ein Roman, der immer wieder „Nuancen jenseits des Erwartbaren“ aufweist.

Karten für die Lesung gibt es in der Ratsweinhandlung und in der Stadtbücherei.

 

Mittwoch, 9. Februar 2022, 19 Uhr, Neues Schauspielhaus

Foto: Bogenberger

 

 Gert Loschütz liest aus Besichtigung eines Unglücks

Gert Loschütz war mit diesem neuen Roman „Besichtigung eines Unglücks“ nicht nur für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert, sondern auch auf der SWR Bestenliste und auf der Independent Bestsellerliste; der Roman war das Buch der Woche des MDR und er wurde mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet. Der Tagesspiegel kommentiert:“Loschütz kann eigentlich gar nicht genug Preise bekommen.“

Im Dezember 1939 kommt es vor dem Bahnhof von Genthin zum schwersten Zugunglück, das sich jemals auf deutschem Boden ereignet hat. Zwei Züge prallen aufeinander, zahlreiche Menschen sterben. In einem davon sitzt Carla, die schwer verletzt überlebt. Verlobt ist sie mit Richard, einem Juden aus Neuss, aber nicht er ist ihr Begleiter, sondern der Italiener Giuseppe Buonomo, der durch den Aufprall ums Leben kommt. Das Ladenmädchen Lisa vom Kaufhaus Magnus erhält den Auftrag, der Verletzten, die bei dem Unglück alles verloren hat, Kleidung zu bringen. Aber da gibt Carla sich bereits als Frau Buonomo aus. Was versucht sie zu verbergen?

Von diesem mysteriösen Vorfall erfährt viel Jahre später Lisas Sohn Thomas Vandersee, dem die Mutter zugleich ihre eigenen Liebes- und Unglücksgeschichte erzählt. Kann er Carlas Geheimnis ergründen? Hängt es womöglich mit seiner eigenen Familie zusammen?

Vor dem Hintergrund einer historischen Katastrophe erzählt der Romancier Gert Loschütz eine große, unter die Haut gehende Geschichte von Liebe und Verrat.

„Die Anatomie eines Unglücks, die Geschichte durch das Brennglas der Gegenwart betrachtet: Gert Loschütz‘ Blick auf Menschen und Dinge ist dezent, seine Sprache bewundernswert reduziert, seine Poetik erkennt die Möglichkeiten der Zwischen-räume. Mit Besichtigung eines Unglücks zeigt Loschütz ein weiteres Mal seinen Ausnahmewert für die deutschsprachige Literatur – so feinsinnig wie ihm gelingt den wenigsten Autoren seiner Generation der Blick auf die deutsche Geschichte.“ (Gerrit Völker, Maternus Buchhandlung, Köln)

„Wie von außen betrachtet Loschütz seine Figuren und das Geschehen. Im Weitwinkel: 70 Jahre. Mit Zoom: vier Sekunden. Der Ton schwankt zwischen Protokoll und poetischer Präzision.“ (Die Zeit)

 

Mittwoch, 9. März, 19 Uhr, Neues Schauspielhaus

Foto: Baumgarten

 

Sasha Marianna Salzmann liest aus „Im Menschen muss alles herrlich sein“

Sasha Marianna Salzmann ist Theaterautorin, Essayistin und Dramaturgin. Für ihre Theaterstücke, die international aufgeführt werden, hat sie verschiedene Preise erhalten, zuletzt den Kunstpreis Berlin 2020. Für ihren Debütroman „Außer sich“, mit dem sie auch bei den Wein-Geister-Lesungen zu Gast war, erhielt sie diverse Preise, er wurde in sechzehn Sprachen übersetzt.

Mit ihrem neuen Roman „Im Menschen muss alles herrlich sein“ stand sie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises, auf der ORF-Bestenliste und auf Platz 1 der SWR-Bestenliste.

Wie soll man „herrlich“ sein in einem Land, in dem Korruption und Unterdrückung herrschen, in dem nur überlebt, wer sich einem restriktiven Regime unterwirft? Wie soll man diese Erfahrung überwinden, wenn darüber nicht gesprochen wird, auch nicht nach der Emigration und nicht einmal mit der eigenen Tochter? „Was sehen sie, wenn sie mit ihren Sowjetaugen durch die Gardinen in den Hof einer ostdeutschen Stadt schauen?“ fragt sich Nina, wenn sie an ihre Mutter Tatjana und deren Freundin Lena denkt, die Mitte der neunziger Jahre die Ukraine verließen, in Jena strandeten und dort noch einmal von vorne begannen. Lenas Tochter Edi hat längst aufgehört zu fragen, sie will mit ihrer Herkunft nichts zu tun haben. Bis Lenas fünfzigster Geburtstag die vier Frauen wieder zusammenbringt und sie erkennen müssen, dass sie alle eine Geschichte teilen.

In ihrem neuen Roman erzählt Sasha Marianna Salzmann von Umbruchzeiten, von der „Fleischwolf-Zeit“ der Perestroika bis ins Deutschland der Gegenwart. Sie erzählt, wie Systeme zerfallen und Menschen vom Sog der Ereignisse mitgerissen werden. Dabei folgt sie vier Lebenswegen und spürt der unauflöslichen Verstrickung der Generationen nach, über Zeiten und Räume hinweg. Bildstark, voller Empathie und mit großer Intensität.

„Salzmann rollt die individuellen Lebensgeschichten ab. Die Perspektive wechselt zwischen den Figuren und Generationen, die Empathie des Lesers springt mit, die Konflikte werden dadurch, dass man alle in ihrem unverschuldeten Unglück und in ihrem vergeblichen Bemühen um ein würdiges Leben verstehen kann, nur noch schärfer.“ (Berliner Zeitung)

„Die Multiperspektivität des Geschehens resultiert nicht in bloßer Abwechslung der Fokussierung, sondern in sich überlagernden Blickwinkeln, als setzte Salzmann bei der Inszenierung des Geschehens eine Drehbühne ein. Und je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr Fahrt scheint diese Drehbühne aufzunehmen.“ (FAZ)

 

Mittwoch, 6. April, 19 Uhr, Neues Schauspielhaus

Foto: Harald Krichel

 

Jakob Augstein liest aus „Strömung“

Dieses Buch des Journalisten und Herausgebers Jakob Augstein wird im Januar 2022 im Aufbau-Verlag erscheinen.

In „Strömung“ erzählt der Autor die Geschichte des Politikers Franz Xaver Misslinger, die im Herbst 2016 spielt. Misslinger war einmal der Shootingstar der deutschen Politik. Jetzt ist seine Ehe mit Selma in der Krise, seine Tochter entgleitet ihm, und seine Position in der Partei wankt, kurz vor dem entscheidenden Karriereschritt. Plötzlich mehren sich die Zeichen, dass es vielleicht schwieriger werden könnte als gedacht. Kurz vor dem alles entscheidenden Parteitag reist der Protagonist, um sich zu sammeln, gemeinsam mit seiner Tochter Luise in die USA. Das Amerika, das Misslinger vorfindet, steckt selber in der Krise und taugt nicht als Quelle neuer Kraft. Die Welt wandelt sich: New York lässt Luise seltsam kalt, sie versteht unter Freiheit etwas anderes als ihr Vater, und aus Deutschland kommen immer beunruhigendere Nachrichten von Misslingers Parteifreund und Förderer. Doch ausgerechnet hier, an dem Ort, der für ihn immer noch für Freiheit und eine bessere Zukunft steht, wird ihm klar, dass alte Gewissheiten schwinden, dass die Welt sich immer schneller ändert, als er es für möglich gehalten hätte. Doch was bleibt, wenn der Traum von Macht und Männlichkeit ausgeträumt ist? Als Vater und Tochter nach Long Island aufbrechen, gerät seine Welt aus den Fugen. Immer mehr verschwimmen die Grenzen von Traum und Wirklichkeit, und Misslinger realisiert, dass ihm sein Leben längst entglitten ist.

Jakob Augstein erzählt eindringlich von einem Mann unserer Zeit, deren Konturen zwischen politischen Umbrüchen, neuen Ideen und alten Bedrohungen immer schwerer auszumachen sind.

Da der Roman zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Flyers noch nicht erschienen war, lagen noch keine Besprechungen und Kritiken zu diesem Buch vor.