Werner Bergengruen, 1892 geboren in Riga und 1964 gestorben in Baden-Baden, blieb Zeit seines Lebens seiner baltischen Heimat, die er als Elfjähriger nach der Russifizierung des Baltikums verlassen musste, biographisch, literarisch und politisch verbunden. Nach einem bohêmehaft wahrgenommenen geisteswissenschaftlichen Studium in Marburg, München und Berlin kehrte er nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg und an den Abwehrkämpfen gegen die Rote Armee im Baltikum in den 1920er-Jahren nach Berlin zurück und arbeitete hier als Journalist und freier Schriftsteller. Er gehörte zum Kreis um den Verleger Victor Otto Stomps und dessen Rabenpresse und wurde nach 1933 zu einem der wichtigsten Exponenten der literarischen „inneren Emigration“. Aus kulturkonservativer, christlich-humanistischer Haltung – er konvertierte 1936 zum Katholizismus – lehnte er den Nationalsozialismus ab. Zwar wurde Bergengruen aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, durfte jedoch im „Dritten Reich“ mit Sondergenehmigungen publizieren. Auch in der Nachkriegszeit erreichten Bergengruens Werke hohe Auflagen. Später wurde er von einer ideologisch im Sinne Adornos geprägten Literaturkritik gering geschätzt und sein Stellenwert in der deutschen Literaturgeschichte herunter geschrieben. Mit dem wiedererwachten Interesse an den Autoren der „inneren Emigration“ erfreut sich jedoch das Oeuvre Bergengruens wieder einer stärkeren Wahrnehmung, wozu die Werner-Bergengruen-Gesellschaft mit ihrem Periodikum beitragen möchte. Die erste Ausgabe des Periodikums „Bergengrueniana“, das im Verlag für Berlin-Brandenburg (vbb) herausgegeben wird, dokumentiert die auf der Jahrestagung der Werner-Bergengruen-Gesellschaft 2009 in Uelzen vorgetragenen, bislang unveröffentlichte Referate; daneben stehen unpublizierte Gedichte Bergengruens aus den Jahren 1920 bis 1930 sowie Fundstücke aus dem Nachlass. Die Dokumentation der ersten Verleihung des Werner-Bergengruen-Preises an die junge Erzählerin Svenja Leiber sowie des aus diesem Anlass veranstalteten Autoren-Podiums mit Svenja Leiber, Steffen Kopetzky, Arnold Stadler und Günter Scholdt runden den Band ab. Damit ist die Struktur vorgegeben, der das Periodikum auch künftig folgen soll: Neben Unveröffentlichtem aus dem Nachlass Bergengruens sollen wissenschaftliche und essayistische Beiträge zu dessen Werk stehen, gefolgt von Dokumentationen, Rezensionen und Mitteilungen aus dem Umkreis der Gesellschaft.