Die Werner-Bergengruen-Gesellschaft präsentiert:
Literatur und Literarisches in Uelzen
Programm 2011
Freitag, 20. Mai, 19.30 Uhr
Wein-Geister- Lesung im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung.
Svenja Leiber, Bergengruen-Preisträgerin des Jahres 2009, liest aus ihrem neue Roman „Schipino“
Eintritt: 8,- €
Ländlicher Alltag und permanente Katastrophen
Svenja Leiber, die im vorletzten Jahr den ersten Bergengruen-Preis (neben vielen anderen Literaturpreisen) entgegen nehmen konnte, wird am 20. Mai um 19.30 Uhr in der Ratsweinhandlung aus ihrem neuen Roman „Schipino“ lesen. Das ist besonders passend, weil es sich hier um die erste Wein-Geister-Lesung handelt, die unter dem Dach der in Uelzen ansässigen literarischen Werner-Bergengruen-Gesellschaft stattfinden wird.
„Schipino liegt weit im Abseits. So weit, dass es kaum zu erkennen ist.“ Schipino: vier Datschen in der Nähe einer maroden Kolchose. Eine Handvoll Menschen, ein Klavier und ein Gasherd auf einem Hügel mitten im Wald, umringt von Sümpfen und Seen.
Jan Riba ist aus seiner Welt gefallen und hier gelandet. Er hat sein Büro in Deutsch-land abgeschlossen und ist in den Zug nach Moskau gestiegen, zu seinem Freund Viktor, der ihm den russischen Sommer zeigen will. Zusammen sind sie nach Schipino gekommen, haben sich auf dem Heuboden eingerichtet und sich in das Leben der anderen gefügt.
Da sind Wassili, der launische Forscher, schön wie eine Frau; der glatzköpfige Pawel und die dünne Anna. Tolik mit dem Klavier. Darja, die in ihrem Kummer Kleider näht, und Lilja, die wie ein flüchtiger Gast in den Holzhäusern ein und aus geht.
Und ganz Schipino wartet auf Mascha, deren Schicksal untrennbar mit diesem Ort und seinem Sterben verknüpft scheint.
Svenja Leiber ist eine Erzählkünstlerin, die Landschaften, Stimmungen und Situationen aus wenigen Worten entstehen lässt und ihren Figuren tief ins Herz schaut. „Schipino“ ist ein Roman von geradezu magischer Sprachkraft über die Suche nach Atem in einer atemlosen Zeit.
Die FAZ schreibt: „Svenja Leiber hat einen scharfen Blick für die städtischen und ländlichen Alltagsdetails eines Landes, das die permanente Katastrophe mit ungeheurer Vitalität vereint. Mit souveränem Griff achtet Leiber darauf, was zu welchem Zeitpunkt erzählt oder verschwiegen wird.“ Und die Berliner Zeitung: „Leiber bricht mit einer großen Erzählkunst in die zeitgenössische deutsche Literatur-landschaft ein. Sie ist lakonisch, treffsicher und, als wäre dies eine Selbstver-ständlichkeit, kitsch- und klischeefrei. Das geling ihr mit einer reichen Sprache, die ohne Vergleiche und Metaphern auskommt.“
Karten zu der Lesung gibt es bei der Ratsweinhandlung und in der Stadtbücherei.
Freitag, 19. August, 18.30 Uhr
Kaffeehaus im Stadtgarten „Rotwelsch – Sprache der Gauner“
Vortrag von Dr. Alexander Bergengruen
mit anschließendem Räuberbuffet
Eintritt: 20.-€ (inkl. Buffet)
Am Freitag, dem 19. August ab 18.30 wird Dr. Alexander Bergengruen im Kaffeehaus „Im Stadtgarten“ einen Vortrag über die längst aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwundene Sprache, das Rotwelsch, halten, aus der doch so viele Begriffe noch in unserem täglichen Sprachgebrauch herumgeistern, ohne dass wir etwas von deren Ursprung ahnen.
Warum wünschen wir uns z. B. einen „guten Rutsch“ ins Neue Jahr? Was hat „vertobaken“ (verdreschen) mit Tabak zu tun? Warum hat einer „nicht alle Tassen im Schrank“, und wie ist der Ausdruck „Pustekuchen“ zu seiner Bedeutung gelangt?
Solchen Sonderbarkeiten im Sprachgebrauch, die auf Verballhornungen aus dem Vagantendeutsch zurückgehen, spürt der im lockeren Plauderton gehaltene Vortrag nach. Er stellt das Rotwelsche auch selbst vor, eine Zweitsprache des Deutschen, die bis in unsere Tage das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Landfahrer betonen, aber auch ihre lichtscheuen Tätigkeiten verschleiern sollte.
Die nichtverbalen Kommunikationsmittel des Milieus – Zinken, Zeichensprachen und die Morsesysteme in den Knästen – werden ebenfalls behandelt.
Jahrhundertelang haben deutsche Behörden versucht, den geheimnisumwitterten Jargon zu entschlüsseln. Martin Luther gab ein Lexikon des Idioms heraus. Und noch heute werden Dolmetscher zugezogen, wenn verstockte „Jenische“ sich weigern, des Richters Hochdeutsch zu verstehen.
Marodierende Landsknechte, Wandergewerbler und viele Gruppen von Menschen, die von der bürgerlichen Gesellschaft ausgeschlossen waren, , ja selbst die Scharfrichter, sprachen in vergangenen Jahrhunderten Rotwelsch. Von den eigentlichen „Gaunern“ – Dieben, Bettlern, Räubern und ihren Helfern nicht zu reden.
Heute ist die Planwagenidylle von den Straßen verschwunden. Der Vortrag versucht, sie noch einmal zu beleben und für die Menschen, die als Ausgegrenzte auf der Nachtseite der Gesellschaft lebten, Verständnis zu wecken.
Zu dieser Veranstaltung der Werner-Bergengruen-Gesellschaft gibt es ein leckeres Räuberbuffet. Der Eintritt für Vortrag und Büffet beträgt 20.-€.
Karten gibt es im Kaffeehaus „Im Stadtgarten“ und in der Ratsweinhandlung, sie müssen jedoch mindestens drei Tage vor der Veranstaltung gekauft bzw. reserviert werden, damit eine Planung des Büffets möglich ist.
Mittwoch, 21. September, 19.30 Uhr
Wein-Geister- Lesung im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
Michael Martens liest aus seinem neuesten Buch:
„Heldensuche. Die Geschichte des Soldaten, der nicht töten wollte“
Eintritt: 8.- €
Am 21. September wird Michael Martens, Korrespondent der FAZ, aus seinem neuesten Buch „Heldensuche. Die Geschichte des Soldaten, der nicht töten wollte“ ab 19.30 Uhr in der Ratsweinhandlung lesen.
Smederevska Palanka, eine Stadt südlich von Belgrad, Juli 1941: Sechzehn von der Wehrmacht gefangene Partisanen stehen vor einem Heuschober und warten auf ihre Erschießung. Schon haben die Deutschen angelegt, da wirft ein Soldat sein Gewehr fort und sagt: „Ich schieße nicht! Diese Männer sind unschuldig!“ Der Offizier traut seinen Ohren nicht. Wagt es da einer, den Befehlt zu verweigern, will er eine Meuterei anzetteln? Er entscheidet sofort: Der Soldat muss sich zu den Partisanen stellen und wird mit ihnen erschossen. – Doch es gibt Augenzeugen, und nach dem Krieg wird der deutsche Befehlverweigerer Josef Schulz in Jugoslawien zum Volkshelden. Man errichtet ihm Denkmäler, widmet ihm Filme, seine Tat wird zum Schulstoff.
Warum aber weiß man in Deutschland nichts von diesem in der Chronik des Zweiten Weltkriegs einmaligen Ereignis?
Michael Martens begibt sich auf Spurensuche und findet sich in einer historischen Detektivgeschichte wieder, die ihn durch halb Europa, nach Wien, Berlin, Brüssel und bis in die Gegenwart führt. Es stellt sich heraus, dass der Vorfall keineswegs unbekannt ist, einige der Beteilten sogar noch am Leben sind…
Donnerstag, 10. November, 19.30 Uhr
Wein-Geister-Lesung im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
Wend Kässens liest aus seinem neuen Buch: „Das Große geschieht so schlicht. Unterwegs im Leben und Schreiben“
Eintritt: 8.- €
Wend Kässens ist in Uelzen kein Unbekannter. Als Moderator der NDR-Sendung „Literarisches Kaffeehaus“ war er schon mehrfach in der Stadt, ebenso präsent war und ist er als Juror und Laudator beim Literaturpreis der hier ansässigen internationalen Werner-Bergengruen-Gesellschaft. Nun stellt der ehemalige Literaturchef des NDR-Hörfunks in Uelzen ein eigenes Buch vor, und zwar in der Veranstaltungsreihe der „Wein-Geister“, die seit diesem Jahr unter dem Dach der Bergengruen-Gesellschaft steht. Unter dem Titel „Das Große geschieht so schlicht. Unterwegs im Leben und Schreiben“ ist das Buch dieses Jahr im Corso Verlag erschienen. Darin präsentiert der Literaturjournalist von ihm geführte Gespräche mit zehn deutschen Schriftstellern: dem Bergengruen-Preisträger 2011 Peter Kurzeck, Katja Lange-Müller, Clemens Meyer, Hanns-Josef Ortheil, Ingo Schulze, Uwe Timm, Wolf Wondratschek, Feridun Zaimoglu, Juli Zeh und Brigitte Kronauer, alles Namen, die in den großen deutschen Feuilletons hoch gehandelt werden. Kässens ist in deren Leben und Werk zuhause, oft über lange Freundschaften verbunden. Künstlerleben und literarische Arbeit sind ja voneinander nicht zu trennen. Die Gespräche geben Einblicke in das Glück und die Faszination des Schreibens und Dichtens. Und erzählen vom Denken hinter dem Schreiben, dem Gelingen und auch dem Scheitern im differenzierten Umgang mit den Möglichkeiten der Sprache. „Kässens macht nicht viele Worte – und nie die falschen“, urteilt die Mitteldeutsche Zeitung und weiter: „Ohne Übertreibung: eines der schönsten literarischen Gesprächsbücher seit Jahrzehnten.“ Wend Kässens liest am Donnerstag, dem 10. November, 19.30 Uhr, in Uelzen an bewährtem Ort, im Gewölbe der Ratsweinhandlung.
Wir danken den Uelzener Versicherungen (Logo) und der Stadt Uelzen Stadtbücherei) für finanzielle Unterstützung