Freitag, 24. Januar 2014, 19.30 Uhr
Wein-Geister-Lesung mit Mirko Bonné
Im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
Mirko Bonnés neuester Roman Nie mehr Nacht (erschienen bei Schöffling) war für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2013 mit u.a. folgender Begründung nominiert: „Diesen Roman von Mirko Bonné umgibt eine fast schon entrückte Atmosphäre, er mäandert zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zwischen privater Trauer und der Frage, wie der Tod von tausenden alliierten Soldaten in der Normandie in ein fassbares Bild gefügt werden kann….“
Markus Lee reist in den Herbstferien in die Normandie, um für ein Hamburger Kunstmagazin Brücken zu zeichnen, die bei der Landung der Alliierten im Sommer 1944 eine entscheidende Rolle spielten. Lee nimmt seinen fünfzehnjährigen Neffen Jesse mit, dessen bester Freund mit seiner Familie in Nordfrankreich ein verlassenes Strandhotel hütet. Überschattet wird die Reise von der Trauer um Jesses Mutter Ira, deren Suizid der Bruder und der Sohn jeder für sich verwinden müssen, in der verwunschenen Atmosphäre des Hotels L’Angleterre entwickelt sich der geplante einwöchige Aufenthalt zu einer monatelangen Auszeit, die nicht nur für Markus Lee einen Wendepunkt im Leben markiert. Nie mehr Nacht erzählt schonungslos und ergreifend von der Befreiung Frankreichs, bei der zahlreiche junge Männer umkamen, die kaum älter als Jesse waren. Dem Zeichner aber ist es zunehmend unmöglich, die Verheerungen des Krieges künstlerisch darzustellen. Doch beinahe noch schwerer fällt es ihm, den Tod der geliebten Schwester zu vergessen. Denn während ein dramatisches Kapitel europäischer Geschichte auf unheimliche Weise in ihm auflebt, stellt sich Markus Lee einem Trauma der eigenen Jugend und Abgründen seiner Familie.
„Mirko Bonné ist ein auch Lyriker, und die große Stärke des Romans liegt in den mit Bedacht gewählten und poetisch geschilderten Schauplätzen an denen der Held seine Einsamkeit leben kann“. (NDR Kultur)
Dienstag, 6. Februar 2014, 19.30 Uhr
Wein-Geister-Lesung mit Judith Kuckart
im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
Im vergangenen Jahr ist Judith Kuckarts vorerst letzter Roman Wünsche bei DuMont erschienen:
Silvester in einer kleinen Stadt: Vera geht schwimmen. Es ist ihr 46. Geburtstag, zu Hause warten wie jedes Jahr ihr Mann, ihr Sohn und ihre Freunde, um gemeinsam zu feiern. Da findet sie im Schwimmbad den Ausweis einer anderen Frau und haut ab. Nach London, wo sie sich mehr erhofft, als ihr bisheriges Leben ihr bieten konnte. Am selben Tag feiert Friedrich Wünsche die Wiedereröffnung seines Warenhauses. Er hat es geerbt und hegt große Träume. – Was wäre ein besserer Ort für Utopien als das „Haus Wünsche“? Wünsche erkundet, ob ein besseres Leben möglich wäre. Ob man nach dem Neuanfang ein anderer ist – oder nur um eine Lebenslüge leichter. Vera und die anderen Geburtstagsgäste, die sich einen Silvesterabend lang Sorgen um sie machen, erwartet ein Jahr voller Veränderung.
„Judith Kuckart ist eine angenehm zurückhaltende Erzählerin, deren reduzierter Gestus nur allzu gut zu der Stille und bisweilen trüben Stimmung einer Kleinstadt passt (ohne dass der Ton dadurch selbst trübe würde). Ein Roman wie ein nicht enden wollender Silvestermorgen“. (FAZ)
„Judith Kuckart packt in diesem Roman ein heißes Eisen an, das noch nicht oft thematisiert wurde in der Literatur: das der Lebensperspektiven einer attraktiven Frau, die ihr Alter kommen sieht.“ (NDR Kultur)
Dienstag, 11. März 2014, 19.30 Uhr
Wein-Geister-Lesung mit Svenja Leiber
im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
Vor vier Jahren hat Svenja für ihren Erzählband „Büchsenlicht“ den Werner-Bergengruen-Preis in Uelzen entgegengenommen. Inzwischen hat sie ihren zweiten Roman „Das letzte Land“ vollendet, der im März 2014 bei Suhrkamp erscheinen wird. Uelzen wird also eine der ersten Stationen sein, an denen sie das neu erschienene Buch vorstellen wird. Zur Verleihung des Bergengruen-Preises 2009 sagte Wend Kässens in seiner Laudatio: „Svenja Leber lässt den Menschen literarisch Gerechtigkeit widerfahren, vor allem jenen, die hilflos vor sich selber sind“.
Nun legt sie einen Roman vor über den Klang der Zeit, der ein ganzes Künstlerleben umspannt und fast das gesamte 20. Jahrhundert in Deutschland:
Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschen Norden. Ruven Preuk, jüngster Sohn des Stellmachers, verfügt schon als Kind über eine außerordentliche musikalische Begabung: Er sieht Töne, und auf seiner Geige spielt er sonderbare Melodien. Das bringt ihm auf dem Dorf, wo das Leben hart und einfach ist, nicht nur Bewunderung ein. Schließlich erkennt auch der alte Preuk, dass mit seinem Sohn nichts anzufangen ist. Verzweifelt versucht er ihm die Töne aus dem Leib zu prügeln. Dann lässt er ihn ziehen.
In der Stadt lernt Ruven beim Juden Goldbaum, in dessen Enkelin Rahel er sich ebenso verliebt wie in den Glauben an eine strahlende Karriere. Kunst bedeutet Freiheit und Anerkennung, aber die Nazis stehen schon Spalier. Als sein Durchbruch unmittelbar bevorsteht, reißt der Zweite Weltkrieg Deutschland in den Abgrund. Und Ruven muss erneut seinen Weg finden, am Ende aller Melodien.
„Leiber schreibt mit dem Stilett“, so die FAZ, „und mit ihrem neuen Buch legt sie einen kapitalen Bildungsroman vor: Während um ihn herum ein ganzes Land in sich zusammenfällt, folgt ein außergewöhnlicher Musiker gegen alle Widerstände seiner Begabung.“
Mittwoch, 2. April 2014, 19.30 Uhr
Wein-Geister-Lesung mit David Finck
im Gewölbekeller der Ratsweinhandlung
„Das Versteck“ heißt der Debütroman von David Finck, der demnächst bei Schöffling erscheinen wird: Die Brüder Bernhard und Jonas verbindet eine enge Freundschaft. Dabei könnten sie gar nicht unterschiedlicher sein. Bernhard ist Jurastudent, trägt Anzüge und versucht, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Joanas studiert Philosophie und lebt in einem besetzten Haus. Als sich die bezaubernde Gabriele in Bernhard verliebt, ist Jonas von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden.
Fünf Jahre später ist eigentlich alles perfekt in Bernhards Leben. Hätte Jonass nicht eine Leerstelle hinterlassen, die immer größere Macht über Bernhard gewinnt. Der abwesende Jonas wird zu einem düsteren Zwilling, der ihn bis in seine Träume verfolgt. Eine Reihe unheimlicher Begebenheiten lässt Bernhard schließlich an allem zweifeln.
Das Versteck ist die Geschichte einer romantischen Liebe, die dennoch zum Scheitern verurteilt ist. In seinem aufregenden Debüt erzählt David Finck eindringlich von drohendem Identitätsverlust und einer Welt, in der alles anders ist, als es scheint.